Bewegungsablauf im Stabhochsprung:
Von Zeit zu Zeit ist es gut, wenn sich AthletInnen und TrainerInnen in ihren Vorstellungen über den komplexen Bewegungsablauf im Stabhochsprung synchronisieren. Jeder sollte aus dem Gedächtnis den gesamten Ablauf aufschreiben und anschließend muss natürlich darüber gesprochen werden, um etwaige Unterschiede zu erkennen und zu beseitigen.

Ende Dezember 1999 habe ich dies so mit Carolin Hingst durchgeführt. Wir haben dann einige Unterschiede festgestellt und diese in der weiteren Trainingspraxis berücksichtigt und nach und nach beseitigt. (Hier mein Text von 1999)

  • Nach der Vorwegnahme des gesamten Ablaufs im Geist, den Stab aufnehmen und ca. 700 leicht nach links halten (soft side so gedreht, dass diese beim Einstich nach oben zeigen wird!).
  • Kurzer Schritt zurück mit dem rechten Fuß und dann einen bewußten energischen Schritt mit dem rechten Bein ausführen.
  • Mit hoher Knieführung stetig beschleunigen und den Stab langsam senken, so dass dieser vor den letzten drei Schritten ungefähr waagerecht ist und mit der Spitze Richtung Einstichkasten (linke Seite) zeigt.
  • Beim drittletzen Fußaufsatz (li.) wird der Stab vor gebracht (hierbei kann die Schulter etwas zurückgenommen werden s. Bubka) und auch auch schon etwas angehoben , denn das ist insgesamt eine fließende Bewegung, die zum Einstich führt.
  • Bei rechts soll der Stab mit der rechten Hand schon über dem Kopf angehoben sein und die linke Hand soll nicht zu weit absinken, sondern ungefähr in Brusthöhe sein. Jetzt kann und muss die rechte Schulter wieder parallel zur Hüftachse, d. h. quer zur Anlaufrichtung genommen werden.
  • Der linke Fuß setzt dann greifend über die ganz Fußsohle auf (kein Stemmen!!), während der Einstich schon beendet sein sollte. (Fußspitze sollte unter der rechten Hand sein!)
  • Der Absprung muss nach vorne erfolgen. Die rechte Schulter muss weich nachgeben und der linke Arm ist gebeugt und fixiert. Sofort beginnen die Arme in einer Art Paddelbewegung nach vorne unten zu ziehen, während der Oberkörper "in den Stab eindringt". (C-Position) Das rechte Sprungbein ist angewinkelt und das linke Sprungbein bleibt gestreckt.
  • In einem langen Pendel wird der Körper an den Stab gebracht (Arme ziehen + Sprungbeinpeitsche); der linke Arm wird gestreckt!
  • Das linke Bein wird dann auch gebeugt, so dass der Körper nun noch schneller nach oben gebracht werden kann (kurzes Pendel) und die Hüfte mindestens in Höhe der rechten Hand ist. (L-Position) Die Drehachse verläuft in der Schulterachse, d. h. dass der Kopf auch schon zurück genommen werden muss.
  • Die Arme führen weiter die Paddelbewegung aus und es muss nun versucht werden den Körper möglichst schnell zu strecken und an den Stab zu bringen. Der linke gebeugte Arm soll den Stab berühren und auch der linke Fuß kann den Stab berühren (I-Position), der sich nun vollständig streckt und den Körper nach oben "abschießt".
  • Dabei macht man fast automatisch eine kleine Drehung (eine viertel Drehung) zum Stab und arbeitet beständig mit den Armen, um auch das Abstoßen vom Stab vorzubereiten bzw. noch über einen Handstand eine größere Überhöhung zu schaffen.
  • Die Drehung erfolgt kontinuierlich weiter, so dass man vor der Lattenüberquerung mit der Schulter- und Hüftachse eine Drehung um 180 Grad ausgeführt hat.
  • Zuerst löst sich die linke , dann die rechte Hand, nach dem man ein V oder U mit dem Körper über der Latte gemacht hat. Bubka läßt den Stab schon los und hat die Lattenüberquerung noch garnicht begonnen. Die meisten anderen Springer und Springerinnen lassen den Stab erst los, wenn sie schon im Runterfallen hinter der Latte sind.
  • Spätestens wenn der Oberkörper hinter der Latte ist, sollte man den Oberkörper aufrichten und die Unterschenkel nach hinten anwinkeln. Die Arme sollten nach oben geführt werden, um die Latte nicht zu reißen.
  • Die Landung soll immer auf dem Rücken (sonst droht Verletzung der Füße) mit angespannter Muskulatur erfolgen.
Inzwischen habe ich natürlich einige Veränderungen an dieser Beschreibung vorgenommen. Die wichtigste erscheint mir die zu sein, die die Drehung zum Stab während der Einnahme der I-Position anspricht. Nach Gesprächen mit verschiedenen Trainern und auch Herbert Czingon muss man besser sagen, dass die Drehung in der letzten Phase der I-Position aktiv eingeleitet wird. (Im Rahmentrainingsplan wird noch davon ausgegangen, dass diese Drehung "das Ergebnis der Zug-Druck-Aktivität der asymmetrisch aufgehängten Arme und des sich weiter fortsetzenden Hubs des Beckens" ist.)
Von Vitaly Petrov (dem ersten Trainer von S. Bubka) ist im Leichtathletk-Magazin Nr. 10 vom 5.3.1985 eine sehr gute Bewegungsbeschreibung veröffentlicht worden.
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Vergleichen Sie die Beschreibung mit einem Sprung von S. Bubka 2,5 MB